Orientierungshilfe

Orientierungshilfe

26 August 2013

Ganz schön viel los hier!

Es passiert hier jeden Tag so unglaublich viel und mir fehlt echt die Zeit um alles fest zu halten.
Aber ein paar Einblicke gibt es trotzdem:
Letzte Woche lag ich leider 3 Tage flach. Alles fing mit einer Erkältung an und nach und nach kam alles zusammen. Ich glaube, dass vieles einfach mit der allgemeinen Umstellung zu tun hatte. Und mittlerweile gehts mir auch schon viel besser! Aber eins kann ich euch sagen, ich hab mich noch nie so elendig gefühlt, als ich zu Hause mal krank war. Fieber bei 35 Grad im Zimmer und der Ventilator macht es auch nicht unbedingt besser, denn er fördert den Schnupfen und Husten eher, als dass er die Genesung bringt. Und das aller Schlimmste war das Heimweh in dieser Situation. Ich hätte bei jeder Gelegenheit losheulen können - so kenne ich mich eigentlich gar nicht!

Ich hatte das Glück, dass zu den Projekten der AVICRES auch eine Gesundheitsstation gehört, in der ich von bereits bekannten Menschen untersucht und mit Medizin versorgt wurde. Es war allerdings trotzdem gar nicht so einfach mit dem Arzt dort zu reden und ihn zu verstehen. Aber mit Händen und Füßen hat es dann doch geklappt und er hat mir nochmal bestätigt, dass es mich ganz schön erwischt hat. Ich bin allen hier ganz schön dankbar, für ihre Unterstützung und Hilfe. Und weiß momentan auch gar nicht, wie ich mich richtig dafür bedanken kann. Ich merke hier erst, wie hilflos man ohne die Sprache ist und wie man besonders in solchen Situationen auf die Menschen hier angewiesen ist. Also dieser Gedanke "Carina ist in Brasilien um zu Helfen" ist wirklich total falsch, wie ihr das nun merkt.
Am Samstag ging es mir dann schon wieder besser und ich stand vor einer nächsten Hürde. Ich wollt mich mit den Andere und Maciliana um 10 Uhr an der Gesundheitsstation treffen. Mein Problem war es, dass ich dorthin bisher immer nur mit dem Auto gefahren bin und nur auf portugiesisch erklärt bekommen habe, wie ich mit dem Bus fahren und wann ich aussteigen muss. Gar nicht so einfach, weil hier alles so gleich aussieht! Aber ich habs geschafft und war auch ehrlich gesagt ein wenig stolz auf mich. ;-)
Ich habe mir hier beim Bus fahren eine Taktik überlegt, um mir die ganzen gleich aussehenden Straßen
merken zu können. Während ich fahre denke ich mir Geschichten zu bestimmten auffälligen Häusern,
Straßenecken oder anderen Sachen aus. Und bisher hat alles geklappt. Muss allerdings manchmal selber darüber lachen, wie verrückt meine Gedanken dabei sind.

Wir haben uns samstags dort getroffen um eine Supervision der Woche zu machen. (Für diejenigen, die nicht wissen, was das genau bedeutet: Wir reflektieren dabei gemeinsam unsere Woche, das Erlebte, Dinge, die uns beschäftigen, Träume (unglaublich, wie viel wirres Zeug ich hier träume) und Sachen, die uns runterziehen.). Unsere erste Supervision war mit Johannes auf Deutsch, und unsere zweite nun schon auf Portugiesisch, da Johannes zurück nach Deutschland geflogen ist. Aber es hat erstaunlich gut geklappt und ich merke auch, wie gut mir das tut und wie wichtig das ist.
Anschließend sind wir drei Praktikanten das erste Mal alleine ins Zentrum gefahren. Dort gibt es eine große Einkaufsstraße. Ich hätte nie gedacht, dass man sogar Kleidung auf Raten bezahlen kann.
Gekauft haben wir uns nichts sondern eher die Atmosphäre der vielen kleinen Läden mit unglaublich viel Lärm auf uns wirken lassen.
Zum Abschluss haben wir uns einen Burger gegönnt.
Ich merke jetzt schon, wie sehr ich das Essen zu Hause schätze! Mamas Kochkünste sind einfach die Besten! Sie kommen sogar in meinen Träumen vor. Es ist doch was anderes, jeden Tag Bohnen, Reis und Fleisch zu essen. Und selten Mal Nudeln, aber selbst dazu gibts Reis und Bohnen.

An diesem Samstag sind wir zum ersten Mal gemeinsam nach Mesquita gefahren. (Madlen und Laurenz leben dort). Ich durfte nämlich von Samstag auf Sonntag bei Madlen schlafen. Und das war Genesung pur! Bis morgens 4 Uhr lagen wir im Bett und konnten uns so verdammt gut über unsere erlebten Erfahrungen austauschen.

Der Geburtstag war allerdings kein gewöhnlicher Geburtstag. Es war ein riesen Fest für einen Jungen, der 1 Jahr alt geworden ist. Das wird hier nämlich ganz schön groß gefeiert. Ich war echt überwältigt von den Eindrücken an diesem Abend. So was habe ich noch nie erlebt.
Und es fällt mir auch schwer, das in Worte zu fassen. Deshalb mal ein paar Bilder:



  Das ist alles für den Kleinen hergerichtet worden. Rechts sieht man leider auf dem Foto nicht, aber dort stand noch eine Kiste für all die vielen Geschenke.


Hier sieht man das Geburtstagskind auf dem Arm von Madlens Gastschwester. Daneben steht die Mutter des Kindes und ganz rechts ist eine weitere Schwester von Madlen.
Den ganzen Abend über gab es dann unterschiedliche Snacks: Hot Dog, gebackene Teigtaschen, Pudding, Eis, gesalzenes Popcorn, Bonbons und als sie die beiden Kuchen angeschnitten haben, auch die. Der eine Kuchen war aus herzhaften Dingen und die Grundlage war Weißbrot. Und der andere Kuchen war matschig und süß, aber echt lecker. Aber ich konnte irgendwann nichts mehr essen. Das war echt viel!
Für die Kinder lief Kindermusik rauf und runter, es gab ein Trampolin und auch immer wieder Süßigkeitentüten, die die Kinder mit nach Hause nehmen konnten. Was mich ein wenig gewundert hat, ist die Tatsache, dass der Geburtstag erst um 8 Uhr Abends angefangen hat und die Kinder selbst um 12 noch nicht müde waren und ununterbrochen rum sprangen. Am späteren Abend, wurde auch die Musik gewechselt und es lief Musik zum tanzen. Das haben wir dann auch getan. Es ist echt schade, dass ich diesen Rhythmus der Brasilianer nicht im Blut habe. Selbst die Kinder konnten sich besser bewegen als ich. Ich kam mir so steif und ungelenkig vor und noch dazu unglaublich groß, die Frauen sind hier alle viel kleiner.
 Insgesamt fand ich es echt interessant, sowas mal zu erleben, aber war irgendwann auch echt
kaputt. Es ist so anstrengend, weil immer wieder welche Fotos mit uns machen wollten und uns auf portugiesisch zugeplappert haben.

Am Sonntag waren wir dann noch in der Nähe von Rio im Zoo für umgerechnet gerade Mal 2 Euro.
Es war ein schöner Tag aber auch total anstrengend. Ich glaube, dass es momentan echt noch zu viele Eindrücke sind, die auf mich wirken müssen, dass ich deshalb auch um so mehr Schlaf brauche.

Mir gefällt diese vollkommene Entspannung der Schildkröten auf dem Bild!


Es gibt hier auch echt noch viel, an das ich mich noch gewöhnen muss. Dazu gehört zum einen, dass überall auf der Straße Hunde rum streunen und im Abfall nach Nahrung suchen. Und, was mich anfangs erschrocken hat: Auch Pferde laufen hier immer frei rum und tun es den Hunden gleich, wenn sie nicht das Glück haben auf eine Wiese in der Nähe zu haben.
Zum anderen aber auch, dass sich die Frauen hier nicht die Beine rasieren, sondern die Haare dort färben bzw bleichen. Schon etwas ungewohnt, aber ich bin dennoch froh, dass ich meinen Rasierer dabei hab!

An die genialen Früchte hier könnte ich mich allerdings gewöhnen! Kokosnuss frisch vom Baum ist schon was feines. Und auch die Preise im Supermarkt für das ganze Obst sind unglaublich!



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